Kolorado – Neustadt

Commissioned by Halle City Planning Office in the context of “Stadtumbau Ost”
Im Auftrag vom Stadtplanungsamt Halle, im Rahmen von „Stadtumbau Ost“

 
 
 
 
 

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„This project involved designing urban development strategies within the context of urban shrinkage. Essential aspects of the diversification process within this district were: to attract attention to smaller urban elements using the “Kolorado Plan”, to include residents in the development process and to initiate negotiation processes using developmental objectives and means.

Entwicklung von Stadtentwicklungsstrategien unter dem Vorzeichen der Schrumpfung. Wesentliche Aspekte sind dabei die Diversifizierung des Stadtteils durch Profilierung von Kleinstadtorten auf der Basis des „Kolorado“-Plans, Teilhabe der Bewohner am Entwicklungsprozess, Erzeugen von Verhandlungsprozessen über Entwicklungsziele und -mittel.

Projektansatz
Halle-Neustadt ist eines der letzten europäischen Idealstadtprojekte. Die Stadt wurde auf politischen Beschluß 1964 gegründet und für die Chemiearbeiter von Buna, Leuna und Bitterfeld bis in die neunziger Jahre weitergebaut. Rationalisierungen in der Industrie führten zu Arbeitslosigkeit und Wegzug, Halle-Neustadt schrumpfte von mehr als 100.000 auf um die 65.000 Einwohner. Rund ein Viertel der zu 99% in Plattenbauten liegenden Wohnungen stehen heute leer.
Um mit unseren Vorschlägen möglichst direkt auf die Probleme reagieren zu können, verfolgten wir eine doppelte Strategie der Ortsanalyse: zum einen die klassische Studioarbeit mit den Mitteln des Plans, der Tabelle und der Planungsgeschichte, zum anderen die Mittel der systematischen und unsystematischen subjektiven Ortserkundungen. Wir führten experimentelle Stadtläufe durch, befragten und diskutierten mit Bewohnern, mieteten und bewohnten eine P2-Wohnung im 11. Stock, luden zum Kaffeetrinken ein, entdeckten die Menschen hinter der Hallenser Subkultur, diskutierten das Wohnen in der Platte, den Imagewandel, das Grün, den Städtebau, die Nachbarn und die Zukunft. Unser Bild von Halle-Neustadt wurde zu einem komplexen Gebilde aus sechs individuell gefärbten, vernetzten Interpretationen all dieser Wahrnehmungsebenen.

So entstand der Raumlabor-Vorschlag, Halle-Neustadt zu Kolorado-Neustadt weiterzuentwickeln: eine offene Strategie, die darauf abzielt, den ehemals homogenen Stadtteil innerlich und äußerlich zu diversifizieren, die Bewohner für die Chancen im Transformationsprozeß als Akteure zu gewinnen, mit dem Einrichten von Kommunikationsplattformen den Austausch unter den Akteuren zu stimulieren und die ganze Entwicklung mit zeitlich gestaffelten Impulsen gezielt in Gang zu setzen. Der erste Schritt ist eine radikale Neustrukturierung von Neustadt in neue Untereinheiten. Im nächsten Schritt werden für ausgewählte Teilfelder zusammen mit lokalen Teams Maßnahmenkonzepte entwickelt.

 

Aktionsknoten
Ein wichtiger Baustein der Kolorado-Strategie ist die Installation von Aktionsknoten. Das sind Aktionen, die Leute vor Ort zusammenbringen und andere nach Neustadt holen, die sonst nicht dorthin kämen. Bestes Beispiel ist das diesjährige Theaterfestival in Halle, “Hotel-Neustadt„, dessen Organisationsteam mit Benjamin Foerster-Baldenius und Matthias Rick gleich zwei Raumlabor-Aktive enthält. Herausforderung und Themenschwerpunkt des Festivals sind Halle-Neustadt, Leerstand und Perspektiven. Teil des Projektes ist es, eins von vier leerstehenden 18-geschossigen Hochhäusern im Zentrum von Neustadt, ein ehemaliges Wohnheim für 1.000 Studierende, für die Dauer des Festivals als temporäres Hotel zu nutzen.

Innerhalb des Hotelprojekts gab es Raumlabor-Plug-Ins: Mit der gocji-crew, einer Studentengruppe von Markus Bader an der BTU Cottbus, untersuchuten wir, wie die beim Abriß von Gebäuden anfallenden überflüssigen Materialien und Strukturen als Ressource begriffen werden können. Experiment: Wie kann man mit 50 Türen in einem heruntergekommenen Hochhaus temporäre Wohnenklaven schaffen? Wir wohnten und bauten eine Woche lang vor Ort. Im Rahmen des Hotel-Neustadt-Festivals erprobten wir dann den Freizeitwert von 50 weiteren Türen in Konfrontation mit dem öffentlichen Raum: Zusammen mit Jugendlichen aus verschiedenen Hallenser Radfahrszenen bauten wir daraus einen Fahrrad-parcours auf dem Neustädter Platz.

 

Die Ansätze des Projektes „Kolorado Neustadt“ wurden im Projekt „multiplan“ vertieft.