Eichbaum Countdown

In collaboration with Ringlokschuppen Mülheim
In Zusammenarbeit mit Ringlokschuppen Mülheim

Team Eichbaumboxer: Matthias Rick mit Andreas Krauth, Ulrike Seybold, Annemarie Thiel, Paula Henschel, Berk Asal, Marius Busch, Manfred Eccli, Kira Kohnen, Nick Green, Marius Gantert, Diana Dierking und Cristina Antonelli. In Zusammenarbeit mit dem Boxclub Mülheim-Dümpten.

Eichbaumbattle / Wall of Fame: Pastor Leumund

 

PDF der Projektzeitung „Eichbaum er“:

http://eichbaumcountdown.blogspot.com

 

Subway-station Eichbaum between Essen and Mülheim/Ruhr is an urban spot of spatial deficiency, that has to be converted in near future. The project „Eichbaum Countdown“ adresses to young people of the neighborhood, who are connected to the Eichbaum-station. How do young people use the site? What are their whishes and dreams for Eichbaum? To figure their answers out is the aim of the projects workshops. In a second phase raumlaborberlin realised in collaboration with the young people and different experts the best ideas of the workshops. Eichbaumboxer, a regional boxing championship, Eichbaumbauer, a participative building workshop, a „Wall of Fame“ and a local Rap-Battle.

Der U-Bahnhof Eichbaum der Linie U 18 von Essen nach Mülheim a.d.R. ist ein räumlich und gestalterisch defizitärer Ort, der in naher Zukunft saniert und umgebaut werden muss. Dieser Planungsprozess hat bei der Stadt Mülheim, der Verkehrsgesellschaft und Straßen NRW höchste Priorität. Die Autobahn A40 und die Trasse der U18 durchschneiden den Stadtteil Heißen in zwei Teile. Bislang sind Jugendliche die einzigen, die sich mit diesem Ort identifizieren – ihre Nutzung (Rumhängen, wildes Sprayen) verschärft die Probleme aber zusätzlich.

Das Projekt „Eichbaum Countdown“ richtete sich an alle junge Menschen, welche die Station Eichbaum nutzen oder auf eine andere Weise mit der Umgebung verbunden sind.

Workshop Phase

Das Ziel war es herauszufinden wie Jugendlichen den Ort an der Haltestelle Eichbaum nutzen, mit ihnen über Interessen, Wünsche und Nutzungsvorschläge zu diskutieren und verschiedenen Möglichkeiten der Aktivierung auszuloten. In Form mehrerer interdisziplinärer Workshops (Kochen, T-Shirt Siebdruck, Bau eines pneumatischen Raums, Fotoshooting, stadtethnologische Analysen, Bau eines 1:1 Modells) konnten Jugendliche ihre Wünsche artikulieren. Probleme und Potentiale des Ortes wurden erforscht. Die besten Ideen wurden anschließend in einer zweiten Phase zusammen mit den Jugendlichen und Experten umgesetzt.

Foto ©: Guntram Walter

Grafik ©: Sebastian Strombach

Eichbaumbauer

Partizipativer Umbau der beiden Haltestellenzugänge unter der Autobahn A40. Ziel ist der Bau eines 1:1 Modells zur Vermittlung und Diskussion baulicher Veränderungen der Haltestelle.

„(…) Mit dem 1:1 Modell baut man keine Stadt. Das 1:1 Modell kommt dort zum Einsatz, wo es schon Stadt gibt. In Analogie zur Innenarchitektur zielt die Stadtinnenarchitektur in einem weiten Sinn auf so etwas wie die Möblierung der Stadt. Analog wie es der Innenarchitektur um die Gestaltung und Individualisierung eines in weiten Teilen gegebenen Innenraums geht, geht es in der Stadtinnenarchitektur darum, mit den Städtern den Stadtinnenraum zu gestalten. Genau wie die Einrichtung von Wohnungen hat die Einrichtung von urbanen Orten einen zeitlichen Horizont. Stadtinnenarchitektur versteht sich temporär. Entsprechend versteht sie auch 1:1 Modelle als Mittel der temporären Indikation, die einerseits darauf abzielen, räumliche Möglichkeiten aufzuzeigen und utopisches Potential zu kanalisieren, und andererseits – und hauptsächlich – darauf, Teilhabe der Städter an der kreativen Gestaltung der Stadt zu organisieren. Die Planung selbst muss in den Stadtinnenraum herein geholt werden. (…)“ urbikon.com

Weitere Informationen zur Architektengruppe urbikon.com: http://www.urbikon.com

Foto ©: urbikon.com

Foto ©: urbikon.com

Eichbaumboxer

Ein großer Wunsch einer polnischstämmigen Jugendgruppe aus der Nachbarschaft, die teils intensiv im Boxsport aktiv sind, war der Umbau der Station Eichbaum in eine temporäre Box-Arena. Nach den positiven Erfahrungen der ersten Verwandlung dieses Stadtraums in ein Opernhaus und der erfolgreichen Aufführung der Eichbaumoper, bot diese zweite Verwandlung der Haltestelle einen räumlich und sozial völlig anderen, aber ebenso spannenden Ansatz.

Im Boxring auf dem stillgelegten Bahnsteigabschnitt wird geboxt bzw. gerappt. Die Zuschauer befinden sich im oberen Teil der Station im Bereich der beiden öffentlichen Durchgänge. Über die unterschiedlichen Ebenen der Station entsteht ein 360°-Zuschauerbereich wie in einer Arena.

Die Jugendlichen stellten Kontakt zum örtlichen Boxclub her und begleiteten den gesamten Transformationsprozess bis zur Fertigstellung der Arena. Der Boxclub Mülheim-Dümpten unterstützte uns und die Jugendlichen mit seinem Know-How und begeistertem Engagement.

Die Boxmeisterschaft fand am 2. und 3. Oktober 2010 statt: Showboxen, offenes Training für Neueinsteiger, Cheerleading, Konzerte, Rap-Battle und natürlich offizielle Punktkämpfe begeisterten ein buntes Publikum. Der reguläre U-Bahnbetrieb lief während der gesamten Veranstaltung weiter.

Video ©: Pastor Leumund

Eichbaumbattle

Die Eichbaum-Battle-Regeln sind angelehnt an die „end of the weak“-Regeln, einer weltweiten Rap-Battle-Reformationsorganisation (zusammengestellt von Pastor Leumund):
– Non-Confrontional Tone erwünscht
– One on One oder Crew on Crew
– K.O.- System bei mehr als 10 Voranmeldungen
– Freestyle (Stehgreif) und WrittenVerse (Auswendig)
– Beat-Juggling als Schwierigkeitsstufe beim Written-Verse-Finale (Rappen zu HipHop-ferner Musik)
– Bag-Grabbing als Schwierigkeitsstufe beim Freestyle-Finale (Rapper müssen hochgehaltene Gegenstände
spontan mit einbauen)
– Die Jury entscheidet nach folgenden Skills: Inhalt, Style, Flow, Stage Presence
– Zusätzlich entscheidet das Applausometer über Punktevergaben
– Zu gewinnen gibt es kein Geld, sondern Ruhm und Ehre, inklusive den im Container von Jugendlichen gebastelten Pokalen und Rapperketten

Außerdem gab es zum Eichbaumbattle noch Konzerte der HipHop-Legenden „Herr von Grau“ und „Creutzfeld & Jakob“.

Grafik ©: Sebastian Strombach

Wall of Fame

“Wall of Fame“ ist nicht nur eine Ausstellung portraitierter Helden, sondern bedeutet im Graffiti-Jargon: Diese Wand darf jederzeit legal übersprüht werden.

Zusammen mit Jugendlichen und professionellen Sprayern wurde ein Konzept für die bunte Gestaltung einer großen Betonwand an der Station erarbeitet. Als Experiment einer Vandalismus-Verhinderung legten wir großen Wert auf die Teilhabe lokaler Jugendlicher, die sich mit ihrem Eichbaum identifizieren. Bisher sind die neu gestalteten Flächen deutlich weniger Ziel von Schmierereien als aufwendig gesäuberte Wände an anderen Stellen der Haltestelle.

Eichbaum Countdown war ein gelungenes Experiment, was in der Zusammearbeit mit Jugendlichen möglich ist und wie kreativ und ideenreich Ansätze zur Interpretation eines Stadtraums sein können.

Die Frage über die Zukunft der Haltestelle Eichbaum bleibt trotzdem bestehen und ob Jugendliche in den Plänen der Stadtplanung an diesem Ort eine wichtige Rolle spielen werden bleibt offen. Dieses Projekt wirft in seiner analytischen Struktur interessante Fragen und Erkenntnisse auf, welche aber teilweise noch unausgereift sind und nur längerfristig mit einer dauerhaften intensiven Beschäftigung vor Ort beantwortet werden können. An einer Fortsetzung und längerfristigen Arbeit vor Ort arbeiten wir seit Anfang 2011 in Kommunikation mit der Stadt Mülheim.