Da sind sie nun. In den vergangenen zwei Jahren kamen mehrere hunderttausend Flüchtlinge nach Deutschland. Die taz stellte auf ihrem diesjährigen Kongress die Frage, ob es sich bei all diesen Menschen um Fremde oder Freunde handelt und lieferte die Antwort im Untertitel gleich mit: Die Lust an der Diversität. Andere haben nur wenig Lust, wenden sich ab und schließen sich gar Pegida und AfD an.

Wir stellen fest, dass das eigene Verhalten ganz erheblich davon abhängt, wie mutig oder ängstlich man ist, wie viel Vertrauen man einem fremdem Menschen entgegenbringt oder Misstrauen. Nicht jeder würde schließlich einen wildfremden Syrer in der Fußgängerzone umarmen. Manche jedoch schon: https://www.youtube.com/watch?v=ZozLHZFEblY

 

Die taz hat raumlaborberlin gebeten, dass diesjährige taz.lab künstlerisch zu gestalten. Mit an Bord war das Integrationsprojekt Die Gärtnerei, das wir im vergangenen Jahr zusammen mit dem Kreuzberger Kunst- und Kulturhaus Schlesische27 ins Leben gerufen haben. Um die Besucher auf die Probe zu stellen, ob sie es mit der Lust an der Diversität auch wirklich ernst meinen, versetzten wir sie in die sterile, monotone und unnatürliche Umgebung eines Gewächshauses.

Zentraler Baustein der Gestaltung war ein Sack voll Erde, in Plastik eingeschlagen, weiß, ohne Aufschrift. Und nicht nur ein Sack, sondern Hunderte von Säcken waren zu sehen, die aufeinandergestapelt in langen Reihen die Räume des Hauses der Kulturen der Welt für die Besucherinnen und Besucher erfahrbar machen. Auf den Säcken waren in gleichmäßigen Abständen Setzlinge gepflanzt. Bewässerungsschläuche, die von der Decke hingen und mit weißen Neonröhren ausgeleuchtet waren, verstärkten die laborartige Atmosphäre.

 

Auf manchen Erdsäcken ließ es sich auch bequem sitzen. Rechts und links wuchsen Pflanzen aus den Säcken, die man aus dem heimischen Garten kennt – zum Beispiel Tomaten oder Kartoffeln, Zitronengras oder Rosmarin – die aber allesamt aus anderen Gefilden stammen und vor etlichen Jahren oder Jahrhunderten bei uns eingeführt wurden. Fremde oder Freunde?

 

Für Irritation sorgte wiederum der Aufbau der Installation. Die Erdsäcke lagen um 2,8 Grad quer zu den Stützen, die das Dach des Hauses der Kulturen der Welt tragen.

 

Wem das alles zu viel wurde, der konnte auf dem Dach des Hauses der Kulturen der Welt entspannen. Die Kolleginnen und Kollegen von der Gärtnerei haben dort Tische und Stühle vor der Kulisse eines herkömmlichen Gewächshauses aufgestellt und die Gäste dazu eingeladen, Platz zu nehmen, Tee zu trinken und – wenn man mochte – auch Freundschaft zu schließen.

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