Konzept
Dieser fantastische Ort begeistert spontan jeden Besucher. Gleichzeitig braucht man immer wieder zeitgenössische “Schlüssel”, um eine Kulturlandschaft auch gegenwärtig erfahren zu können, neu zu entdecken und in einen Dialog zu treten mit der Geschichte des Ortes.
Somit haben wir Prototypen entwickelt, welche aus einer einfachen kubischen Grundformen bestehen und durch reflektierende Hüllen die Umgebung in sich aufnehmen. Zum einen unterstreicht das Spiegeln, das Reflektieren den Ort und nimmt sich als Objekt zurück. Zum anderen wird der Besucher zu einem Teil des Bildes, hierdurch ist der Moment immer gegenwärtig. An jeder Station wird der Zugang zum Grundvolumen variiert; entsprechend den Gegebenheiten nimmt die Station spezifische Merkmale des Ortes in sich auf.
Material
Als Fassadenmaterial dominiert poliertes Edelstahlblech. Obwohl Stahl die gesamt Kokerei dominiert, bildet der Stahl in dieser Hightechform einen klaren Kontrast zu den vielen rostigen und lackierten Bauteilen der Kokerei. Die Oberflächenstruktur der Kuben soll im Zuge der entwerferischen Ausarbeitung des Projektes variiert werden, von vollkommen verspiegelt bis leicht gewellt oder perforiert.
Die Innenräume bilden gefärbter und gewachster Sichtbeton. Die Konstruktionsart wird in Abhängigkeit vom weiteren Zeitplan und Nutzeranforderungen entwickelt. Aufgrund der großen Besucherzahlen und der Geschichte der Kokerei sollte die Bauweise einfach und sehr robust sein. Langfristig gesehen ist das aus unserer Sicht hier die nachhaltigste Vorgehensweise.
Um auch im Innenraum die Geschichten poetisch erzählen zu können, ist es uns wichtig, dass die Stationen, welche sich zunächst nach außen zurücknehmen, eine eigene Identität entwickeln. Denkt man z.B. an die Museumsinsel Hombroich, erinnert man sich nicht nur an den großartigen Ort und die phantastische Sammlung, sondern immer auch an die Pavillons, welche jeweils ganz spezifisch in die Auenlandschaft eingefügt wurden. Die Baukörper stehen deshalb für uns nicht nur für Wissensvermittlung, sondern sind Katalysatoren, welche die Kokerei mit der Gegenwart verbinden. Durch zeitgenössische Ergänzungen entstehen in diesem großartigen Kulturdenkmal neue Dialogräume.
Station 1 – Einführung – Löschturm
Durch das Herausrücken des Pavillons und den in Anlehnung an die Form des Löschturm trichterförmig ausgebildeten Eingang wird die Funktion der Station 1 als Eingangspavillon sichtbar gemacht. Vor der Station 1 liegt ein großer Haufen Kohle, gerahmt in einem Stahlbehälter, die gleiche Menge, in Koks verwandelt, befindet sich im Zentrum des Löschturms unter den Löschdüsen.
Der Baukörper ist aus der Mitte des Turmes herausgerückt und bietet somit die Möglichkeit den eindrucksvollen Innenraum des Löschturms und den Vorgang des Löschens am authentischen Ort nachzuvollziehen. So kann auch eine Gruppe im Pavillon in die Abläufe der gesamten Kokerei eingeführt werden, während eine zweite Gruppe im Zentrum des Löschturms den Löschvorgang nachvollzieht.
Durch die großen Glastüren können die Besuchergruppen schon von weitem sehen, ob der Eingangspavillon belegt ist.
Vermittlung
Im Hauptraum sind die sechs Monitore mit der Dokumentation der Grundprozesse der Kokerei an einer Längswand in Kombination mit einer großen Infografik dargestellt. Wir schlagen vor, die Infografik als Relief zu schneiden und vor die Wand zu schrauben. So können einzelne Teile auch Modellhaft dreidimensional hervorgehoben werden. Nach Innen schauend hat der Besucher durch die Glasfassade einen direkten Blick auf die „Koksvitrine“. So kann im Winter der Löschprozess auch aus dem Innenraum heraus erläutert werden.
Station 2 Umweltschutz
Der Baukörper der Station 2 ordnet sich in seiner Geometrie völlig der bestehenden Stahlstruktur unter. Durch die verspiegelte Fassade löst er sich gleichzeitig von der Umgebung. An den Zugängen stülpen sich die glatten Sichtbetonwände der Innenräume durch die spiegelnde Fassade nach außen. Eine Beleuchtung in diesen Eingangsbereichen zeigt an, ob die Station besetzt ist. Im Erdgeschoss befinden sich zwei durch eine Zwischenwand getrennte Räume, welche den Vertiefungsbereich Umweltschutz mit verschiedenen Projektionen erläutern. Über eine außenliegende, skulpturale Spindeltreppe erreicht man das Obergeschoss. Hier befinden sich die Räume für die kulturellen Vermittlungsprogramme.
Station 4 Verkokungsprozess
Auf dem Meistergang entlang der Ofenbatterien steht die Station 4. Man betritt sie über eine Treppe, welche mit 5 Stufen zum Eingang führt. Von außen zeigt die Beleuchtung der Schlitzfenster, ob der Vermittlungsraum frei ist. Das Fassadenrelief ist ein Negativabdruck der Ofenbatteriefassade. In der Station befinden sich auf der Ofenkammerseite raumhohe Fenster, welche einen 1:1 Blick auf die Türen der Brennkammern freigeben. Durch die große Raumhöhe spüren die Besucher die Maßstabslosigkeit der Industriemaschine, welche vor ihnen aufragt. Der Raum ist genau im Raster der Ofenkammern durch Wand- und Deckenvorsprünge strukturiert. Auf der den Öfen gegenüberliegenden Seite sind in den Wandnischen raumhohe Monitore vorgesehen, auf denen der Verkokungsprozess als Zeitraffer vorgeführt. Zum Abschluss wird auf allen Monitoren gleichzeitig das Herausfallen des glühenden Koks gezeigt.
Station 5 Nebenprodukte
Aufgesetzt auf die Bestandsstruktur bildet die Station 5 einen verspiegelten Kubus. Zuerst sieht der Besucher nur die offen stehenden Türen und den aus der Decke ragenden, reflektierenden dreieckigen Körper der Erschließungstreppe. Zentral betritt man den rechteckigen Raum. Zunächst sind die in die Wand eingelassenen Vitrinen mit den Verschiedenen Nebenprodukten entlang der Rückwand beleuchtet. Dann wird auf der gegenüberliegenden Seite ein Film zu Vertiefung der Nebenprodukte projiziert. Das große rahmenlose Fenster erscheint während der Einführung nur als transluzente hinterleuchtete Fläche. Zum Abschluss werden die beleuchteten Vitrinen und die Projektion ausgeschaltet und das große „Turrell Fenster“ wird von den Führern transparent geschaltet. Durch die rahmenlose Installation des Fensters wirkt der Blick auf die Anlagen der Weißen Seite wie eine Landschaftsfotografie.
Station 12 Füllen
Um den großartigen Raum unter dem Füllturm in seiner Ursprungsform erleben zu können, tritt die Station 12 nach hinten zurück. In der spiegelnden Fassade sieht der Besucher den Füllwagen und kann einfach nachvollziehen, wie dieser unter den Zwischenbunker gefahren und befüllt wurde.
Der Zugang erscheint als Negativöffnung in dieser Spiegelung. Über den gebogenen Zugang tritt man in den Projektionsraum und kann durch die Dreifachprojektionen den Füllvorgang nacherleben. Wie auch schon bei den vorherigen Stationen intendiert, wird die Station in ein Spannungsverhältnis zum Ort gesetzt, so dass die Industriegeschichte und das persönliche Erlebnis einen Dialog bilden.