Double happiness

A project developed as a Blockseminar at the Universität Witten – Herdecke with support from and as part as the Open Programme of the Urban School Ruhr (USR). The USR is an educational program of the Open Raumlabor University, developed in cooperation with Urbane Künste Ruhr.

 

Photos :

raumlaborberlin, Marcus Simaitis / Urbane Künste Ruhr 2017

Auf der Suche nach einer Form für die Abbildung urbaner Praxis hat raumlaborberlin in der kleinen Stadt Witten im Ruhr Randgebiet ein Experiment durchgeführt.

Gemeinsam mit der Choreografin Sabine Zahn, dem interfacedesigner Benoit Verjat, sowie Studierenden der Uni Witten und der Urban School Ruhr haben wir eine Technik entwickelt um eine Momentaufnahme der Stadt zu generieren.

An einem sonnigen Tag im Juni 2017 entstand ein Porträt der Stadt, wie sie auch sein könnte.  Gleichzeitig entstanden als Nebenprodukt drei neue performative Formen des urbanen Handelns:

A) Das Abbilden städtischen Raums als Mitmach-Prozess bei dem die Menschen und das Leben der Stadt im Mittelpunkt stehen und nicht nachträglich heraus retuschiert werden.

B)Ein Uni Seminar als öffentlich sichtbarer Beitrag zur sozialen Realität der Stadt und als hochschulübergreifende, transdisziplinäre Kollaboration.

C)Die Abbildung als aktiver Widerstand gegen das Monopol eines großen Internetkonzerns auf die Darstellung der Welt.

 

Searching for a way to present urban practice – raumlaborberlin performed an experiment in Witten, a small town on the outskirts of the Ruhrarea in collaboration with choreographer Sabine Zahn, interfacedesigner Benoit Verjat, students of the University of Witten and the Urban School Ruhr

On a sunny day in June 2017 an alternative portrait of the city emerged.

As a byproduct, we invented three performative forms of urban action:

A) The imaging of city space as participative process, with focus on the people and their lifes.

B) A university-seminar as a visible and public contribution to the social reality of the city and as interdisciplinary collaboration.

C) The Image as active resistance against the monopoly of a major internet company and it´s depiction of the world.

 

 

Freiheit

Witten ist bisher auf Google Streetview nicht zu sehen – ein berührender Fakt aus der Welt des Internets. Dortmund ist da, Bochum – selbst Recklinghausen. Aber Witten gibt es nicht. Was zunächst als lieblose Vernachlässigung erscheint, stellt sich dagegen bei genauerer Betrachtung als große Chance dar. Witten kann nämlich selbst entscheiden, wie es im Internet aussehen möchte. Die Bürger der Stadt müssen nicht nachträglich schauen, ob sie, ihr Haus oder ihr Auto zu sehen sind und dann nachträglich Persönlichkeitsrechte einfordern, ihr Hab und Gut mit dem „Blur“- Filter unkenntlich machen lassen oder sich ärgern, das das, was sie zeigen wollen, eben nicht zu sehen ist. Witten ist frei. Frei zu entscheiden was zu gezeigt wird, wann es, wo es und wie es zu sehen ist. Witten kann das Bild von sich ansehen, noch mal machen und auch wieder löschen.

Double Happiness nimmt diesen freien Raum ein, macht ihn sichtbar und erlebbar.

 

Freedom

So far, you can´t see Witten on Google Streetview. Dortmund, Bochum, even Recklinghausen are visible- but Witten doesn´t exsist. What seems like a loveless gesture of neglect in the first glance, appears to be a great chance on closer examination : Double Happiness takes advantage of this free space, makes it visible and come alive.

With Double Happiness Witten can not only decide what it wants to look like on the world wide web.

And the citizens don´t have to check afterwards if they, their house or their car should be visible. They don´t have to demand personal rights, have their privacy hidden behind blur-filters or be annoyed that they can´t show what they would like. They do it themselves in the moment of the photography.

 

Maschine

An einem sonnigen Tag im Juni fuhr unsere Fotomaschine die Wittener Bahnhofstrasse hinunter. Eine Handykamera befestigt an einer Fahrradfelge verbunden mit einem Kontrollbildschirm auf einem Stativ auf einem Schubkarren.

Jeder kann das nachbauen.

Links und rechts ein paar Absperrungen damit niemand im Bild ist, der nicht rein will. Und so wurden alle 6 Meter 6 Fotos gemacht.

Die Bahnhofsrasse in Witten konkurriert neben der  Kaiserstraße in Mülheim um den Rang der am meisten verlassenen Einkaufstrasse des Ruhrgebiets. Jeder zweite Laden steht leer, der Rest sind Euro Shops, Goldankaufsgeschäfte, Nagelstudios und Friseure. Allein diese Mischung produziert ein recht seltsames Bild der Gesellschaft in der Stadt. Ein Bild mit dem sich die WittenerInnen nicht so recht identifizieren wollen.

 

Machine

On a sunny day in june our photomachine drove through the Bahnhofstrasse of Witten. A smartphone camera, attached to a bicycle wheel, on a tripod on a wheelbarrow. Anyone can reproduce this. Every 6 metres 6 pictures were taken. For people who don´t want to be seen on the pictures, there are barriers on the left and on the right side of the machine.

Bahnhofsraße is in competition for the most abandoned shopping street of the Ruhrgebiet. Every second store is empty, the rest are one-euro-stores, nailstudios and hairdressers. This is the opposite of city marketing – an image of the city that the citizens do not identify with.

 

 

Technik

Ein Teil der Arbeit war es Instrumente zu entwickeln mit denen man Bilder aufbauen kann. Bilder, die Bewegungssequenzen zeigen, die eine andere Form urbanen Handelns präsentieren. Gegenstände wurden erfunden, Schilder und Bilder in den Bildern, die eine andere Realität erzeugen als die, die unsere Fassaden vermitteln. Inspiriert von den vielen „Fehlern“ der Handy generierten Panorama- und 360°-Fotografie haben wir auch unsere eigenen Fehler erfunden. Fehler, die wir bestimmen, nicht der Algorithmus, nicht die App. Wir verstehen diese Form der inszenierten Abbildung nicht als Manipulation, sondern vielmehr als Überhöhung und Sichtbarmachung unsichtbarer Wesenszüge einer Stadt.

 

Technics

It was part of the work to develop instruments for arranging pictures.

Pictures that show sequences of movement presenting another form of urban action.Objects were invented, signs and pictures which show another reality than our fassades convey. Inspired by the „mistakes“ of the panorama- and 360° photography, we invented our own mistakes. Mistakes, we determine ourselves, not the algorithm, not the app. We do not see this form of staged image as manipulation, but as idealiazation and visualization of invisible characteristics of a city.

 

 

Partizipationen

Die WittenerInnen sollten sich einbringen können, dabei sein und sich zeigen.

Gemeinsam mit den Studierenden luden wir also alle ein. Plakate machten aufmerksam, Flyer landeten in den Briefkästen und alle Ladenbesitzer wurden informiert. Das war wichtig, denn den Geschäftsleuten kommt dabei  eine besondere Rolle zu. Sie bestimmen den Hintergrund der wichtigsten zwei der sechs Fotos. Die beiden Fotos auf denen das Leben auf der Straße zu sehen ist. Daher entwickelten wir mit vielen der Ladenbesitzer eigene Formen der Präsentation ihres Geschäfts.

 

Participation

The people of Witten, the neighbours, the shopowners, the shoppers and the hangarounders should take part and show themselves.Together with the students of the university in Witten, we invited them all. The storekeepers were the most important, because their storefronts defined a big part of the backround. That´s why we developed with them their very own form of insideout presentation.

 

 

Kollaborationen

«Intervention as strategy» heißt ein Forschungsbereich der Urban School Ruhr in deren Programm das Projekt umgesetzt wurde. Darin wird untersucht wie temporäre Interventionen die Realität der Stadt beeinflussen können. Versteht man Geschichte und Stadtraum als Prozess, dann können künstlerische Interventionen Einschnitte Erzeugen, die nicht nur neue Sichtweisen erzeugen und Potentiale aufzeigen sondern vor allem auch Sehnsüchte hervorbringen.

„Kulturelle Praxis“ heisst der Fachbereiche im Studium Fundamentale der Uni Witten mit dem kooperiert wurde. Darin wird der Brückenschlag zwischen Philosophie und Kulturreflektion mit der kulturellen Realität gesucht. Und so eine From der praxisgenerierten Theorie entwickelt.

Die Teilnehmer kamen zur Hälfte aus beiden Töpfen.

„urbane Künste Ruhr“ heißt die Institution die das Projekt finanzierte. Sie ist aber weit mehr als ein Topf mit Geld. UKR ist eine neue Form von Entwicklungsgesellschaft für eine ganze Region. UKR sucht Themen, die die Menschen bewegen und lädt Künstler ein sich damit auseinander zu setzen.

Double Happiness/ das Bild der Stadt ist eine Produktion von raumlaborberlin im Rahmen der Urban School Ruhr. Sie entstand im Auftrag von Urbane Künste Ruhr in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke.

Das Seminar wurde geleitet von der Choreografin Sabine Zahn, dem Interfacedesigner Benoît Verjat und dem Architekten Benjamin Foerster-Baldenius (Raumlaborberlin) Teilnehmerinnnen waren Jana Eckey, Anita Harder, Martha Koelmann, Kai Ruttmann, Clara Dvorak, Nathalie Dennstorff

1000 Dank an Kahina Djahnine und Fanny Benguigui außerdem (vom Raumlabor/USR): Marius Busch, Rosario Talevi, Suzanne Laborie, Markus Bader, Louise Nguyen! (von urbane Künste Ruhr): Katja Assmann, Daniel Klemm, Jule Körber und Carola Kemme (von der Uni Witten): Dirk Baecker, Sandra Schwarz und Jeniffer Schuster und dem DRK für die erste Hilfe beim drucken.

und natürlich danken wir allen Passanten, NachbarInnen und LadeninhaberInnen die mitgemacht haben !!

 

Collaborations

Double Happines/ the image of the city is a production of raumlaborberlin with Urban School Ruhr. It was commissioned by Urbane Künste Ruhr in cooperation with the Universität Witten/Herdecke.

„Intervention as strategy“ is the name of a research section of the „Urban School Ruhr“ in whose program the project got implemented. Here the impact of temporary interventions on the reality of the city is examined. When you understand history and city space as a process, cultural interventions can be generated. These cultural inventions can not only create new points of view and show potentials, they can also spawn desires. 

The coorperating department of the Witten university  is called „Kulturelle Praxis“(cultural practice). The students search for the connection between philosophy and cultural reflection with the urban reality and develop a form of practice-generated theory.

The funding institution of the project is called „Urbane Künste Ruhr“. They invite artists to talk about current topics and problems of the society, the people and the city.

This seminar was led by the choreographer Sabine Zahn, the Interfacedesigner Benoît Verjat and the architect Benjamin Foerster-Baldenius (raumlaborberlin).

The participants were Jana Eckey, Anitat Harder, Martha Koelmann, Kai Ruttmann, Clara Dvorak, Nathalie Dennstorff.

1000 thanks to Kahina Djahnine and Fanny Benguigui, as well as Marius Bush, Rosario Talevi, Suzanne Laborie, Markus Bader, Louise Nguyen (from raumlabor/USR). Katja Assmann, Daniel Klemm, Jule Körber and Carola Kemme (from Uban Künste Ruhr) ; Dirk Baecker, Sandra Schwarz and Jeniffer Schuster (from Witten University) and the DRK for their help in printing.

We would also like to thank all the passers-by, neighbours and the shop owners for their participation !